An einem der ersten Frühlingstage dieses Jahres spaziert Willy* durch die Stadt Zürich, zusammen mit Leisha, seinem Kampfschmuser, wie Willy seinen liebenswürdigen American Pitbull jeweils vorstellt. Selten setzt er sich hin: Mittags oder abends, wenn er in einer der sozialen Institutionen der Stadt Zürich essen geht oder wenn er aufs Tram wartet. Seit gut 15 Jahren ist er unterwegs.
Nach Zürich kam der Bauernsohn aus dem Thurgau wegen der Arbeit und der Anonymität. Weil er das Heu nicht auf der gleichen Bühne hatte wie sein Vater, wollte er den Hof nicht übernehmen und überliess dies seinem jüngeren Bruder. Willy absolvierte eine Ausbildung bei der Post, ein sicherer Arbeitgeber, wie er damals glaubte. Nach der Ausbildung begann Willy mehrheitlich in der Stadt Zürich zu arbeiten. Er lernte dort Timo kennen, einen jungen Stricher, für dessen Drogenkonsum Willy später um Geld bettelte. Im Alter von 46 Jahren erhielt Willy bei der Post die Kündigung, sein Vater starb und er hatte einen Unfall. All das warf ihn komplett aus der Bahn.
Der Wiedereinstieg in die Arbeitswelt gelang Willy nicht, trotz unzähliger Bewerbungen und sehr viel Aufwand. An Krücken lief er das Seeufer auf und ab, abends brachte er das gesammelte Geld nach Oberrieden zu Timo. Als Timo an seiner Sucht starb wurde sein Hund Leisha Willys treuester Begleiter. So bleibt Willy heute nicht mehr viel übrig, als ein netter, anständiger Mensch zu sein, der unterwegs gerne einen Schwatz abhaltet. Und der versucht, nie den Humor zu verlieren.
Notizen: Florian Bachmann |
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