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«Die Leute laufen mir weg»
Text: Andreas Stock - Tagblatt vom 21.Juni 2006

Sieben Jahre hat Florian Bachmann für das Kulturmagazin «Saiten» fotografiert. Eine Auswahl dieser Arbeiten hat er nun in einem Heft versammelt, das in Argentinien unter kuriosen Bedingungen entstanden ist.

Von 1998 bis 2005 hat Florian Bachmann für «Saiten» fotografiert. Eine Vielzahl an Fotos aus der Stadt und der Region sind entstanden. Der Wunsch, dieses Kapitel konkret abzuschliessen, traf dann auf den Zufall, der Bachmann an einer Bushaltestelle mit Christoph Täschler zusammenführte. Der St. Galler Grafiker lebt und arbeitet in Argentinien – dort, wohin Bachmann im Januar selber zu reisen plante. Bald waren sie sich einig, dass sie in Buenos Aires zusammen ein Büchlein aus der fotografischen Sammlung realisieren würden.

«Nackte» Bilder

Das Auswahlverfahren aus den unzähligen Bildern habe viel mit der jeweiligen «Tagesform» zu tun gehabt, verrät der Fotograf. Am Schluss habe er seine Bilder auf dem Boden ausgebreitet und die letzte Auswahl getroffen. Im Büchlein versammelt sind nun Arbeiten, die sich in drei Kategorien ordnen lassen: Porträts von Kulturmenschen, dokumentarische Blicke auf unterschiedliche Veranstaltungen sowie Werk- und Arbeitsplätze und die Momentaufnahmen auf Strassen, Plätzen und von Landschaften. Viele Bilder wurden im «Saiten» publiziert, ein Teil war unveröffentlicht. Es ist diese dritte Gruppe, die den ganz eigenen Blick von Florian Bachmann zeigen: Seine Fotos von Gassen in der Stadt, vom Quai in Rorschach, auf dem Steg in Rapperswil sind meist menschenleer; wenn doch jemand darauf zu entdecken ist, dann verlieren sich deren Silhouetten beinahe im Horizont, im Sog der dunklen Nacht oder eines Schneetreibens.
«Die Leute laufen mir immer weg», antwortet er darauf, ob er keine Menschen auf seinen Bildern wolle. «Ich sehe das auch auf meinen neuen Fotos, die in Argentinien entstanden sind. In Buenos Aires leben 14 Millionen Menschen, und doch sind auf diesen Bildern fast keine Leute zu sehen.» Bachmann ergänzt, dass er Leute auf den Fotos manchmal als störend empfinden würde, sich das Bild damit verändere. Womöglich würden Menschen tatsächlich davon ablenken, was in seinen «nackten» Bildern, die oft keine spezifische Information vermitteln, nun deutlicher hervortritt: Die Stimmung eines unbelebten Ortes, der deshalb aber nicht entseelt sein muss. Dass der junge Fotograf beileibe kein Misanthrop ist, zeigen seine Porträts, die von Einfühlungsvermögen und wacher Spontanität zeugen.

Chaotische Genossen

«In der Schweiz hätte es maximal zwei Wochen gedauert, das Heft zu drucken», sagt Florian Bachmann – in Buenos Aires dauerte es über sieben Wochen. Dabei war die Entscheidung, den Auftrag der Chilavert Imprenta zu geben, eine aus Sympathie gewesen. Diese Genossenschaftsdruckerei wird seit der Wirtschaftskrise 2001, als viele Betriebe schliessen mussten, von den Angestellten geführt. Zwar gab es weitere Offerten von argentinischen Druckereien, die waren aber teurer; trotz Unterstützung durch den Kanton St. Gallen wären die Entstehungskosten zu hoch geworden. Auch weil für Bachmann immer klar war, dass er sein Heft nicht verkaufen, sondern kostenlos verteilen wollte.
Die Bauch-Entscheidung für Chilavert kostete Florian Bachmann manches Bauchweh: Die Genossen der Druckerei waren zwar hilfsbereit und liebenswert, aber eben auch sehr gemächlich und chaotisch bei der Arbeit. Ob ihren Fehlern mussten sie die Auflage von 1000 Exemplaren mehrmals drucken. Schliesslich durfte der Fotograf froh sein, dass er einen Teil der Auflage beim Rückflug in die Schweiz mitnehmen konnte. Mit der Druckqualität seines Büchleins ist Florian Bachmann noch immer nicht ganz zufrieden und weist auf kleine Fehler hin. «Ich hatte mir überlegt, ob ich es so überhaupt veröffentlichen will», gibt er zu. «Doch jetzt freue ich mich einfach über das Büchlein.»

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